Samstag, 2. August 2008

Der Tag, an dem ich eine 3/4 Stunde nach Hause brauchte

Mitteilungen aus Nassau

Nein, ich habe mich nicht verlaufen. Ich kenne den direkten Weg, und es ist auch kaum weiter als 5 Minuten vom Pfarrbüro bis in meine Unterkunft.

Es war mein erster Tag im Gemeindepraktikum. Ich war vorher ein einziges Mal in Nassau gewesen: Zum Pfarrfest Anfang Juni, kurz nachdem ich erfahren hatte, wohin ich gesandt werde. Da nahm ich die Gelegenheit beim Schopf, schon mal ein wenig Nassauer Luft zu schnuppern und meinen Mentor M. Staude kennen zu lernen. Und freilich musste ich eine Unterkunft auftreiben (höchste Zeit - im Sommer sind in Nassau günstige Zimmer rar). Wie gut, wenn man von Gemeinde-Insidern mit den richtigen Leuten zusammengebracht wird...

Nun bin ich also 'richtig' da, wie jemand, den ich auf dem Heimweg traf, es sagte.

Ich kam um 10.15 Uhr mit dem Zug an, brutheißer Tag, schon in Offenbach war ich klatschnass geschwitzt bis ich mit meinem dicken prallen, Rollkoffer am Bahnsteig war.
  • Um 11 Uhr war dann gleich eine Beerdigung in Dausenau, dem nächsten Ort lahnabwärts: Herr Staude nahm unter den mehrfachen Kleiderschichten ebenfalls ein Schwitzbad. Danach bekam ich beim Dienstgespräch in der Realschule einen ersten Eindruck vom Lehrerkollegium: Inhaltlich gab es da keine aufregenden Dinge, atmosphärisch wohl...
  • Nachmittags führte mich mein Mentor erstmal anhand der bereits bekannten Termine in wichtige Arbeitsgebiete seiner Tätigkeit ein, und wir sprachen über dies und das.
  • Schließlich konnte ich mich noch ein wenig nützlich machen, indem ich Material und Katechesen für den Erstkommunionunterricht - das mir im übrigen gut gefällt - ausdruckte, lochte und, soweit nötig, einheftete.
  • Während Herr Staude kochte - er hatte mich zum Abendessen in seine Familie eingeladen, was ich ganz toll nett finde - konnte ich auch noch die Sozialraumanalyse (Statistik über die Gemeindestruktur) für die Gemeinde Nassauer Land lesen, die der frühere Pastoralassistent verfasst hat.
Dann war mein Hirn aber wirklich 'dicht'. Nach dem Essen - welches hervorragend schmeckte - machte ich mich vom Acker. Es war inzwischen 5 nach 8, ich war um 6.30 Uhr aufgestanden und seither in irgendeiner Form 'am Werkeln'.

Ich brauchte tatsächlich bis 10 vor 9, um in den Ackerweg zu kommen. Mein Besuch beim Pfarrfest hatte exakt erreicht, was ich bezweckt hatte: Weniger, dass ich die Leute kenne, das sind zu viele auf einmal. Aber die Leute kennen mich. Ich muss die Aufmeksamkeit anschalten, wenn ich durch den Ort gehe, damit ich nicht Leute übersehe, die mich kennen, auch wenn ich kaum weiß, dass ich sie schon mal gesehen habe...

Jedenfalls konnte ich mit einigen Leuten auf der Straße oder am Gartenzaun einige Worte wechseln. Und mit Herrn Schwarz werden es ein paar Worte mehr. Das ist das ganze Geheimnis des "Nicht-Weiterkommens"...

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