Sonntag, 14. Oktober 2007

Weshalb bist du evangelisch / katholisch?

Fragt man Menschen, warum sie evangelisch / katholisch sind, so bekommt man zuweilen die kuriosesten Antworten.

Hier einige, die nicht komplett absurd sind, aber doch ausgemacht
schlechte Gründe...

...evangelisch zu sein:
  • Ich brauche ein Feindbild. Die Katholische Kirche mit ihren verkrusteten Strukturen ist ideal geeignet und historisch gesichert.
  • Ich brauche die Kirche als Serviceagentur für meine Hochzeit und um meine Großmutter unter die Erde zu bringen.
  • Bloß keine Vorschriften. Alles Unfug. Ich glaube nur an meine Freiheit.
  • Äußerliche Autorität stört nur. Ich bin vom Heiligen Geist beseelt. Ich werde mich zweifellos durchsetzen.
  • Warum katholisch sein, wenn ich's auch billiger haben kann?
  • Ich bin Theologe und habe in der Kirche was zu sagen. Und Zölibat ist Quatsch.
  • Keine Scheidung ist doch ein Witz. Heute kann keiner mehr erwarten, dass man mit seinem Partner auf Dauer zusammen bleibt.
  • Katholiken beten Maria an. Außerdem will ich nicht beichten.
  • Der Papst ist einfach überflüssig. Ich warte jeden Tag, dass endlich mal was vernünftiges aus Rom kommt.
  • Ich bin eine Frau.

...katholisch zu sein:
  • Ich brauche jemanden, der mir sagt, wo's lang geht. Ist sicherer als Beten und auf Gott Hören.
  • Einfach Kommunion reinziehen reicht. Schlucken und fertig.
  • Irgendwen muss man doch im Leben verehren. Besser den Papst als irgendeinen anderen Superstar. Meine Frau ist ungeeignet.
  • Protestanten glauben nicht wirklich. Keine Opfer. Kein Ablass. Keine Heiligenbildchen. Und keine Madonna in der Kirche.
  • Ich will Priester werden. Das ist so schön heilig.
  • Ich will, dass meine Frau / mein Mann mir nicht mehr weglaufen kann, wenn wir mal verheiratet sind. Ehe als Sakrament = Garantie.
  • Als Mitglied der Camorra brauche ich einen Priester für die Absolution.
  • Ich bin kommunikationsunfähig. Ich will nicht auch noch aus der Einheit raus fallen.
  • Ich bin Spanier. Und Anhänger Frankos.
  • Ich hasse Schwule.

Tod einer Freundin

Du bist meinem Herzen entrissen
Herausgeboren aus dieser Welt

Du hast die Leiden Christi an Deinem Leib getragen
Denk an mich, wenn Du im Reich des Vaters wohnst

Danke, dass Du bei uns gewesen bist
Danke für die Zeit mit Dir

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Ökumenische Fragen

Die eigentliche Streitfrage zwischen Katholiken und Protestanten ist die nach dem Kirchenverständnis. Alles andere halte ich für lösbar.
In der ökumenischen Debatte wird häufig nur für die eigenen Leute geredet: Im Vordergrund steht das Bestreben, Recht zu behalten, und nicht, in einen geistlichen Lernprozess einzutreten.

Fragen werden nicht immer qualifiziert gestellt, dennoch müssen wir uns den Anfragen der jeweils anderen stellen. Wenn wir nicht in der Lage sind, schlüssige Antworten zu geben, die auch die jeweils anderen verstehen, haben wir noch nicht genug gedacht und gebetet.

Fragen von Protestanten, denen sich Katholiken stellen müssen

  • Warum lasst Ihr Euch, als Bischöfe gegenüber Priestern, als Priester gegenüber dem „Volk“, permanent, und sogar explizit in Euren Dokumenten, „Väter“ nennen, obwohl gerade das Mt 23, 9 verboten ist?

  • Wie kommt es, dass Ihr immer dann von der Geistbegabung und dem allgemeinen Priestertum aller Gläubigen sprecht, wenn sie Euch zuarbeiten sollen, aber nie dann, wenn sie kritische Einwände erheben?

  • Hat Christus denn seinen Aposteln so völlig seinen eigenen Auftrag übertragen, dass er gar nicht mehr selbst in der Kirche regiert? Ist bei Euch Christus nicht ganz in die Geschichte hinein aufgelöst?

  • Warum gebrauchen Eure Bischöfe samt Papst für sich selbst und ihr Amt Bezeichnungen (Heiliger Vater, Hohepriestertum usw.), die allein Gott / Christus zukommen?

  • Haben sie, wenn sie von ihrem „Dienst“ sprechen, nicht eher das Selbstverständnis eines gebildeten römischen Gutsbesitzers vor Augen als Christus, der seinen Jüngern die Füße wäscht wie ein Sklave?

  • Wie geht die Freiheit des christlichen Gewissens damit zusammen, dass sie dauernd davon sprechen, dass dies und das, was nicht in der Bibel steht, fest 'im Gehorsam des Glaubens' anzunehmen sei?

  • Nehmt Ihr die Taufe wirklich ernst genug? Ist bei Euch nicht letztlich Christus nur in den Bischöfen da, und der Rest sind dümmliche Schafe, die zu beaufsichtigen sind?

  • Habt Ihr nicht mindestens zwei Heilige Geister kreiert: Einen den Bischöfen, Priestern und Diakonen vorbehalten, in denen Christus seinen Leib hat, und einen fürs „Volk“, der gerade eben ausreicht, um nicht in die Hölle zu kommen?

  • Gibt es bei Euch auch eine Kommunikation von „unten“ nach „oben“?

  • Wie kommt Ihr dazu, immer von der besonderen Erwählung Eurer Geweihten zu sprechen? Glaubt Ihr tatsächlich, das ist dann einfach dadurch zu kaschieren und wieder gerade zu rücken, dass Ihr an anderer Stelle vom nur 'anderen' Dienst der 'Laien' und der Erwählung des Volkes Gottes als ganzes sprecht? Findet ihr Lumen Gentium nicht selbst widersprüchlich?

  • Wenn Eure Bischöfe Nachfolger des 12er-Kreises der Apostel, der die Gesamtheit der Stämme Israels repräsentiert, sind, wieso sind es nicht 12 und auch keine Juden? Wie versteht ihr also das Wort „Nachfolger“?

  • Wie kommt es, dass unter Euren Gläubigen so viel Angst herrscht, etwas 'falsches' zu sagen?

Fragen von Katholiken, denen sich Protestanten stellen müssen

  • Wie versteht Ihr die Ordination Eurer Pfarrer? Was meint Ihr, wenn Ihr von „Ordination“ sprecht? Entspricht die Theorie der tatsächlichen Rolle?

  • Wie steht Ihr zu Euren Bekenntnisschriften der Reformationszeit? Habt Ihr Euch nicht längst davon verabschiedet? Was glaubt Ihr heute wirklich?

  • Wer kann angesichts dessen heute überhaupt für Euch sprechen? Auf welcher Grundlage, da Ihr Euch doch über die Auslegung der Bibel offenbar in keiner Weise einig seid?

  • Habt Ihr nicht längst selbst eine Tradition entwickelt, die ein Eigenrecht beansprucht neben der Bibel? Legt sich die Bibel wirklich selber aus oder gibt es doch ein Auslegungs-Monopol der Theologen?

  • Spürt Ihr denn etwas davon, dass die Kirche mehr ist als eine beliebige Organisation? Könnt Ihr Christi Gegenwart in der Kirche ehren?

  • Was tut Ihr, um das Heilige zu schützen?

  • Muss sich die Gemeinschaft der Kirche, ihr Einssein nicht auch in der Geschichte manifestieren?

  • Was bewahrt Euch davor, als Kirche immer dem jeweils herrschenden Zeitgeist zu verfallen?

  • Glaubt Ihr selbst an das Priestertum aller Glaubenden, da bei Euch die Theologen die absolute Herrschaft inne haben?

  • Hat M. Luther nicht verdient, dass nach über 450 Jahren sein Idealbild langsam entmythologisiert wird und er Mensch sein darf?

  • Funktioniert die Demokratie, mit der Ihr Euch brüstet, denn in der Praxis? Seid Ihr wirklich so frei, wie Ihr behauptet?

  • Wo ist in Eurem System der Worte Platz für den Unberedten, den einfachen Arbeiter, den Kranken oder Behinderten, den weniger Gebildeten?

  • Wie kommt es, dass bei Euch so viel ungeistlicher Aktivismus herrscht, selbst noch beim Beten, und Eure Pfarrer geradezu Übermenschen sein müssen, um den eigenen Ansprüchen halbwegs zu genügen? Habt nicht Ihr uns immer Werkgerechtigkeit vorgeworfen?

  • Warum brüstet Ihr Euch immer so mit Eurer Vielfalt, obwohl die Ausdrucksmöglichkeiten des Glaubens in der katholischen Kirche weitaus vielfältiger sind?

Fragen an beide

  • Entspricht Euer System – nicht nur dessen unvollkommene Ausfüllung – wirklich dem Evangelium Gottes?

  • Ist es so offen für das Wirken des göttlichen Geistes, wie Ihr Euch auf die Fahnen schreibt?

  • Seid Ihr wirklich zur Umkehr bereit? Wer von Euch ist bereit, sich als Sünder zu bekennen statt sich zu verteidigen?