Freitag, 8. August 2008

Auf den Dörfern

Mitteilungen aus Nassau

P. Klapsing von den Arnsteiner Patres, der Pfarrer für den ganzen Pastoralen Raum ist, ist seit Dienstag aus dem Urlaub zurück. Er kommt jeden Tag vormittags her, vor allem um Absprachen zu treffen und im Papierkrieg zum Sieg zu führen.
Er hat mich auch gleich am Abend rauf nach Singhofen zur Messe mitgenommen, damit ich auch etwas über Nassau hinaus blicken kann. Für die gestrige Messe hier in Nassau wurde ich als Lektorin aquiriert.

Gestern Nachmittag gingen wir auf Tour durch die Dörfer. P. Klapsing machte, wie immer am 1. Donnerstag und Freitag im Monat, seine Runde zur Krankenkommunion und nahm mich mit. Wir besuchten eine alte Dame in Hömberg, eine in Oberwies.

Dazwischen lag ein Abstecher ins Pfarrbüro nach Winden, dem höchstgelegenen Dorf der Gegend, wo die Leute noch 'richtig' und immer-schon katholisch sind. Die meisten Orte des Gemeindegebietes sind mehrheitlich evangelisch. 20% Messbesuch am Sonntag. Inzwischen wohnen da aber auch 300 Nicht-Katholiken, bei 800 Einwohnern. Neubaugebiet. Nichts bleibt, wie es war.
Netterweise bekamen wir zu genau der richtigen Zeit eine Regenpause.

Beide Seniorinnen freuten sich über unseren Besuch. Freilich gehört das Schwätzchen dazu. "Es ist mir wichtig, auch noch ein wenig mit den Leuten zu reden", sagt P. Klapsing, "nicht nur mir 'Gelobt sei Jesus Christus' reinzustürmen und gleich loszulegen...".
Ich finde es immer wieder spannend zu sehen, wie Menschen wohnen.

Dann fuhren wir in Nassau zum "Nassauer Hof", einem Altenheim für die ganz Armen. Viele dort sind ganz einfache Leute, oft auch geistig behindert oder geschädigt. Eine ganze Reihe waren zuvor in den Behindertenheimen in Scheuern. "Nicht erschrecken", warnt mich P. Klapsing, bevor wir das Haus betreten.
Mich erinnert die Ausstattung an Besuche in östlichen Nachbarländern zu sozialistischen Zeiten. Die Einrichtung ist altmodisch und zusammengestöpselt. Versuche, es ein wenig hübsch zu machen, kann man entdecken, sichtlich ohne dass es etwas kosten darf. Nichts wirkt professionell.

Drei ältere Damen und ein junger Mann warten schon im Zimmer. Es ist das von zwei der Frauen, es gibt Zweibettzimmer hier. Nirgends ist der Empfang so herzlich und die Dankbarkeit so groß wie bei denen vom "Nassauer Hof".
Allerlei Bildchen sind an den Wänden. Auf den Tisch haben sie ein hölzernes Kruzifix gestellt, das sie immer extra holen, wenn P. Klapsing zur Krankenkommunion kommt.
  • Der Kommunionempfang bedeutet viel für einen katholischen Christen. Er sagt uns, dass wir zur Gemeinde und Kirche gehören. Gott ist bei uns gegenwärtig, und er will uns in diesem Zeichen 'in Fleisch und Blut übergehen'.

  • Natürlich braucht das eine würdige Form. Rituale sind entlastend. Sie geben Struktur, schaffen den Rahmen, der den Dingen ihren Stellenwert zuweist.

  • Und die Spendung der Krankenkommunion ist ein Anlass für einen Kurzbesuch - ohne sich allzu lange aufhalten zu müssen.
"Es kann sein, dass Sie das später auch mal machen müssen", meint P. Klapsing. Der Ablauf der Kommunionspendung ist bei ihm immer gleich: "Man kann es auch anders machen, aber so wissen die Leute, was los ist."
Nun, so genau so würde ich es bestimmt nicht machen. Das wäre nicht meine Art. Ich bin nunmal nicht P. Klapsing.


Das war also etwas 'neues', katholisches. Schließlich habe ich vorher wirklich noch keine Krankenkommunion miterlebt.

Bei Evangelischen gibt es das so aus theologischen Gründen nicht. Weil Brot und Wein nur während der Abendmahlsfeier - "im Vollzug" - als Christi Leib und Blut gelten, wird die Kommunion nicht mitgebracht.
Gewöhnlich lehnt man es ab, dass eine Krankenkommunion möglich ist, bei der der Leib Christi - die in der Messe gewandelte Hostie - in einer Dose mitgeführt und zu kranken oder gebrechlichen Gemeindegliedern gebracht wird.

Es kann eine Abendmahlsfeier im Haus des Kranken gehalten werden, wenn das gewünscht ist. Aber sehr oft kommt das nicht vor. Und die Pfarrer hätten auch gar nicht die Zeit dafür...

1 Kommentar:

Johannes hat gesagt…

Sie haben ein sehr klares Verständnis davon, was die Krankenkommunion bedeutet. Kommt selten vor. Lese ich häufig sogar in kirchenamtlichen Verlautbarungen ganz anders. Vielleicht hilft es uns ja, daß wir mal Christen anderer Art waren?