Die eigentliche Streitfrage zwischen Katholiken und Protestanten ist die nach dem Kirchenverständnis. Alles andere halte ich für lösbar.
In der ökumenischen Debatte wird häufig nur für die eigenen Leute geredet: Im Vordergrund steht das Bestreben, Recht zu behalten, und nicht, in einen geistlichen Lernprozess einzutreten.
Fragen  werden nicht immer qualifiziert gestellt, dennoch müssen wir uns den Anfragen der jeweils anderen stellen. Wenn wir nicht in der Lage sind, schlüssige Antworten zu geben, die auch die jeweils anderen verstehen, haben wir noch nicht genug gedacht und gebetet.
Fragen von Protestanten, denen sich Katholiken stellen müssen
 - Warum lasst Ihr Euch, als Bischöfe  gegenüber Priestern, als Priester gegenüber dem „Volk“,  permanent, und sogar explizit in Euren Dokumenten, „Väter“  nennen, obwohl gerade das Mt 23, 9 verboten ist? 
 - Wie kommt es, dass Ihr immer dann von der Geistbegabung und dem allgemeinen Priestertum aller  Gläubigen sprecht, wenn sie Euch zuarbeiten sollen, aber nie  dann, wenn sie kritische Einwände erheben? 
 - Hat Christus denn seinen Aposteln  so völlig seinen eigenen Auftrag übertragen, dass er gar  nicht mehr selbst in der Kirche regiert? Ist bei Euch Christus nicht  ganz in die Geschichte hinein aufgelöst? 
 - Warum gebrauchen Eure Bischöfe  samt Papst für sich selbst und ihr Amt Bezeichnungen (Heiliger  Vater, Hohepriestertum usw.), die allein Gott / Christus zukommen? 
 - Haben sie, wenn sie von ihrem „Dienst“ sprechen, nicht eher das Selbstverständnis eines gebildeten römischen Gutsbesitzers vor Augen als Christus, der seinen Jüngern die Füße wäscht wie ein Sklave? 
 - Wie geht die Freiheit des  christlichen Gewissens damit zusammen, dass sie dauernd davon  sprechen, dass dies und das, was nicht in der Bibel steht, fest 'im  Gehorsam des Glaubens' anzunehmen sei? 
 - Nehmt Ihr die Taufe wirklich ernst  genug? Ist bei Euch nicht letztlich Christus nur in den Bischöfen  da, und der Rest sind dümmliche Schafe, die zu beaufsichtigen  sind? 
 - Habt Ihr nicht mindestens zwei  Heilige Geister kreiert: Einen den Bischöfen, Priestern und  Diakonen vorbehalten, in denen Christus seinen Leib hat, und einen  fürs „Volk“, der gerade eben ausreicht, um nicht in die  Hölle zu kommen? 
 - Gibt es bei Euch auch eine  Kommunikation von „unten“ nach „oben“? 
 - Wie kommt Ihr dazu, immer von der  besonderen Erwählung Eurer Geweihten zu sprechen? Glaubt Ihr  tatsächlich, das ist dann einfach dadurch zu kaschieren und  wieder gerade zu rücken, dass Ihr an anderer Stelle vom nur  'anderen' Dienst der 'Laien' und der Erwählung des Volkes  Gottes als ganzes sprecht? Findet ihr Lumen Gentium nicht selbst  widersprüchlich? 
 - Wenn Eure Bischöfe Nachfolger  des 12er-Kreises der Apostel, der die Gesamtheit der Stämme  Israels repräsentiert, sind, wieso sind es nicht 12 und auch  keine Juden? Wie versteht ihr also das Wort „Nachfolger“? 
 - Wie kommt es, dass unter Euren  Gläubigen so viel Angst herrscht, etwas 'falsches' zu sagen? 
Fragen von Katholiken, denen sich Protestanten stellen müssen
 - Wie versteht Ihr die Ordination  Eurer Pfarrer? Was meint Ihr, wenn Ihr von „Ordination“ sprecht?  Entspricht die Theorie der tatsächlichen Rolle? 
 - Wie steht Ihr zu Euren  Bekenntnisschriften der Reformationszeit? Habt Ihr Euch nicht längst  davon verabschiedet? Was glaubt Ihr heute wirklich? 
 - Wer kann angesichts dessen heute  überhaupt für Euch sprechen? Auf welcher Grundlage, da Ihr  Euch doch über die Auslegung der Bibel offenbar in keiner Weise  einig seid? 
 - Habt Ihr nicht längst selbst  eine Tradition entwickelt, die ein Eigenrecht beansprucht neben der  Bibel? Legt sich die Bibel wirklich selber aus oder gibt es doch ein  Auslegungs-Monopol der Theologen? 
 - Spürt Ihr denn etwas davon,  dass die Kirche mehr ist als eine beliebige Organisation? Könnt  Ihr Christi Gegenwart in der Kirche ehren? 
 - Was tut Ihr, um das Heilige zu  schützen? 
 - Muss sich die Gemeinschaft der  Kirche, ihr Einssein nicht auch in der Geschichte manifestieren? 
 - Was bewahrt Euch davor, als Kirche  immer dem jeweils herrschenden Zeitgeist zu verfallen? 
 - Glaubt Ihr selbst an das  Priestertum aller Glaubenden, da bei Euch die Theologen die absolute  Herrschaft inne haben? 
 - Hat M. Luther nicht verdient, dass  nach über 450 Jahren sein Idealbild langsam entmythologisiert  wird und er Mensch sein darf? 
 - Funktioniert die Demokratie, mit  der Ihr Euch brüstet, denn in der Praxis? Seid Ihr wirklich so  frei, wie Ihr behauptet? 
 - Wo ist in Eurem System der Worte  Platz für den Unberedten, den einfachen Arbeiter, den Kranken  oder Behinderten, den weniger Gebildeten? 
 - Wie kommt es, dass bei Euch so  viel ungeistlicher Aktivismus herrscht, selbst noch beim Beten, und  Eure Pfarrer geradezu Übermenschen sein müssen, um den  eigenen Ansprüchen halbwegs zu genügen? Habt nicht Ihr uns  immer Werkgerechtigkeit vorgeworfen? 
 - Warum brüstet Ihr Euch immer  so mit Eurer Vielfalt, obwohl die Ausdrucksmöglichkeiten des  Glaubens in der katholischen Kirche weitaus vielfältiger sind? 
Fragen an beide
 - Entspricht  Euer System – nicht nur dessen unvollkommene Ausfüllung –  wirklich dem Evangelium Gottes? 
 - Ist es so  offen für das Wirken des göttlichen Geistes, wie Ihr Euch  auf die Fahnen schreibt? 
 - Seid Ihr  wirklich zur Umkehr bereit? Wer von Euch ist bereit, sich als Sünder  zu bekennen statt sich zu verteidigen?