Freitag, 21. September 2007

Ärger mit den Protestanten…

Wie Protestanten und Katholiken beim Thema Kirche aneinander vorbei reden.


Blick bei Regen entlang der Via della Conciliazione über den Petersplatz auf den Petersdom.

Auch nach vielen Wochen höre ich noch immer von verärgerten Protestanten – und auch Katholiken – denen Äußerungen aus dem Vatikan in den Eingeweiden hängen. Immer das ewig leidige Thema: Sind protestantische Kirchen Kirchen?

Mehrdeutiger Begriff

Dabei möchte ich dann zuerst wissen: Was meinst du denn, wenn du das Wort „Kirche“ gebrauchst?

  • Erstmal ist eine Kirche ein Gebäude. Meistens eines mit Turm drauf und Altar drin.

  • Dann ist es eine Organisation. Sie hat bestimmte, rechtliche Grundlagen, die durch staatliches Recht geregelt sind.
Schon bis dahin zeigt sich, dass der Begriff mehrdeutig ist.
  • Jetzt aber beginnt überhaupt erst die Theologie. „Kirche“ ist die übliche deutsche Übersetzung für das griechische Wort „ekklesía“, das sich im Neuen Testament findet und für die Gemeinschaft aller Christen steht.

  • Eine vierte Möglichkeit, den Begriff zu verstehen, ist ein ausgearbeitetes Kirchenverständnis, wie es die katholische Lehre bietet.

...und die Folgen

Nun passiert folgendes:

  • Die Menschen, die mit Kirche gar nichts am Hut haben, können kaum etwas anderes hören, als dass man sich gegenseitig den rechtlich geregelten Status abspricht. Ein offensichtlich unsinniges Unterfangen.

  • Protestanten hören, dass sie nicht der „ekklesía“, der Gemeinschaft der Glaubenden, angehören, kurz: Dass sie keine Christen sind. Es kann gar nichts anderes geschehen, denn die protestantische Theologie kennt keine ausgearbeitete Lehre von der Kirche, die dem entsprechen würde, was in der katholischen Kirche an Aussagen zum eigenen Selbstverständnis getätigt worden ist.

    Das heißt nicht, dass Protestanten weniger denken. Es heißt nur, dass bereits in diesem Verhalten sich ein anderes Selbstverständnis ausdrückt. Wer Protestanten die Verwurzelung in der Bibel abspricht, greift sie in ihrem grundlegenden Selbstverständnis an.

  • Freilich ist unsere vierte Variante das, was von der römischen Glaubenskongregation intendiert ist. Die katholischen Bischöfe und ihre Theologen werden das auch durchaus so verstehen. Niemand will den Protestanten das Christsein absprechen.

Vatikanische Medienkompetenz?

Alles nichts neues in dem Schreiben, alles schon xmal wiederholt und immer noch nicht besser. Aber kein Grund zur Aufregung.

Was mich an der ganzen Sache viel mehr nervt ist, dass der Vatikan, der wenig Berührungsängste mit den Massenmedien zeigt, wenn es darum geht, moralische Appelle zu lancieren und Auftritte des Papstes zu inszenieren, hier so wenig Medienkompetenz beweist. Man kann heute nicht mehr Dokumente veröffentlichen, ohne die öffentliche Wirkung zu berücksichtigen.


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Wollt Ihr wissen, wer solche Bilder produziert? Ich hab's gefunden bei Stephan Poost / pixelio.de.

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